Die ersten 90 Tage prägen alles. Ob neue Kolleginnen und Kollegen bleiben, ob sie sicher dokumentieren, ob sie sich trauen zu fragen. Viele Teams haben Erfahrung, aber kein gemeinsames System. Dann entscheidet der Zufall. Wer Einarbeitung sichtbar strukturiert, gewinnt. Für Menschen, die ankommen. Für Teams, die entlastet arbeiten. Für Angehörige, die Vertrauen fassen. Hier ist der Plan, der im Alltag trägt.
Warum 30-60-90 in der Pflege funktioniert
- →Rhythmus statt Überforderung. Drei Etappen mit klaren Zielen.
- →Bezugsperson als Anker. Eine zuständige Stimme lenkt, beantwortet, schützt.
- →Lernpfade statt Zettel. Was wann gelernt wird, steht schriftlich.
- →Feedback terminiert. Drei feste Gespräche, kurz und verbindlich.
- →Belege im System. So lässt sich Wirkung zeigen statt versprechen.
Der 30-60-90-Tage-Plan im Überblick
30 Tage Ankommen
Orientierung, Sicherheit, Teamanschluss
Inhalte: Einweisung, Dienstplanlogik, Dokumentation, Übergaben, Hygiene, Technik, Schutzkonzepte, Ansprechpartner.
Ergebnis: Aufgabenliste erledigt, erste Dienste eigenständig mit Rückfängen.
60 Tage Vertiefen
Routinen, Verantwortung, Kommunikationssicherheit
Inhalte: Komplexere Aufgaben, Priorisierung, Medikamente je Regelung, Notfallabläufe, Angehörigengespräche, interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Ergebnis: Definierte Aufgaben komplett eigenständig. Erste fachliche Rolle im Team sichtbar.
90 Tage Wirksam werden
Volle Einsatzfähigkeit, Qualität im Blick, Entwicklung starten
Inhalte: Zielgespräch, Fortbildungsplan, Rollenbaustein Praxisanleitung oder Fachthema, Feedback zur Team- und Führungskultur.
Ergebnis: Entscheidung über dauerhafte Rolle, Entwicklungsziel und Meilenstein.
Rollen und Verantwortungen
Bezugsperson
Plant Lernpfade, begleitet, dokumentiert, moderiert Feedback. Erreichbar, ehrlich, klar.
Führungskraft PDL oder Bereichsleitung
Setzt Rahmen, priorisiert Aufgaben, löst Hürden. Verantwortet 30-60-90-Gespräche.
Praxisanleitung
Gibt Anleitung bei komplexen Themen, prüft Handlungssicherheit, dokumentiert Lernfortschritt.
Team
Ermöglicht Mitlaufen und Mitlernen. Vermeidet widersprüchliche Regeln. Hält Absprachen ein.
Neue Kollegin oder neuer Kollege
Bringt Fragen mit, dokumentiert Fortschritt, meldet Unsicherheiten früh.
Lernpfade stationär vs. ambulant
Stationäre Pflege
- •Übergaben, Lagerungen, Ernährung
- •Dekubitusprophylaxe
- •Demenzkommunikation
- •Umgang mit Angehörigen am Bett
- •Dokumentation
- •Nacht- und Wochenendlogik
- •Notfallabläufe, Teamrhythmus
Ambulante Pflege
- •Tourenplanung, Fahrzeiten
- •Digitale Doku unterwegs
- •Schlüsselmanagement
- •Alleinarbeit sicher gestalten
- •Kommunikation am Telefon
- •Schnittstellen Arzt, Sanitätshaus
- •Angehörige
Feedback, das wirklich hilft
Woche 2 Kurzgespräch
15 MinutenFragen klären, Hürden sammeln, Prioritäten justieren.
Woche 6 Standort
30 MinutenSelbsteinschätzung, Beobachtung Bezugsperson, Vereinbarung der nächsten Lernschritte.
Woche 12 Entscheidung
30 MinutenRückblick, Stärken, Entwicklungsziel, Rolle, ggf. Praxisanleitung oder Fachpfad.
Kennzahlen und Ziele
Recruiting
Time-to-Response, Time-to-Interview, Zusage nach Hospitation
Onboarding
Abschlussquote 30-60-90, Anteil abgeschlossener Lernpfade, Anteil terminierter Feedbacks
Qualität
Fehlermeldungen Doku, Übergaben ohne Medienbrüche, Notfallabläufe eingehalten
Bindung
Verweildauer 6 und 12 Monate, interne Wechsel statt Abgänge, Zufriedenheit neue Mitarbeitende
Häufige Fehler und Lösungen
Fehler: Zufallseinarbeitung
Lösung: Schriftlicher 30-60-90-Plan, für alle sichtbar, feste Termine.
Fehler: Alles auf einmal
Lösung: Lernpfade in Etappen, klare Reihenfolge, Prioritäten.
Fehler: Keine Belege
Lösung: Einarbeitungsquote veröffentlichen, O-Töne sammeln, Prozess zeigen.
Fehler: Sprache ohne Regeln
Lösung: Wortliste und No-Gos. Beispiel: Wir sagen Einarbeitung statt Einweisung. Wir sagen Angehörige statt Kunden.
Fehler: Kein Zeitfenster
Lösung: Lernzeit im Dienstplan blocken. Sichtbar und verbindlich.
Checkliste Einarbeitung Pflege
- ✓Bezugsperson zugeordnet und sichtbar
- ✓30-60-90-Plan pro Rolle vorhanden
- ✓Drei Feedbacktermine terminiert
- ✓Lernpfade je Bereich definiert
- ✓Dokumentationsleitfaden übergeben
- ✓Schutz vor Alleinlass geregelt
- ✓Kennzahlen und O-Töne erfasst
- ✓Kurzabschnitt auf Karriereseite live
- ✓Micro-FAQ und Ansprechpartner sichtbar
- ✓Governance: Owner und Aktualisierung festgelegt
Häufige Fragen
Gibt es eine Bezugsperson?
Ja. Ab Tag 1. Sie koordiniert Lernpfad und Feedback.
Wie wird Lernzeit gesichert?
Im Dienstplan blockiert. Kurz und sichtbar. Kein Nebenbei.
Was passiert bei Unsicherheiten?
Wir klären sofort. Keine Alleinlass-Situationen. Sicherheit geht vor Tempo.
Gibt es Fortbildung ab Start?
Ja. Ein Einstiegsmodul liegt in den ersten 90 Tagen. Weitere Schritte planen wir im Abschlussgespräch.
Ist das remote möglich?
Ein Teil. Praxis immer vor Ort. Feedbackgespräche optional online.
